Die DDR schuf aus der Seebadruine die größte Militärkaserne des Landes. Prora wurde zu einem abgeschirmten, heimlichen Ort. 15.000 Soldaten waren hier zeitgleich stationiert.  © Sammlung DenkMALProra

Von der heimlichen Aufrüstung zur Friedlichen Revolution

Die DDR schuf aus der Seebadruine die größte Militärkaserne des Landes. Prora wurde zu einem abgeschirmten, heimlichen Ort. 15.000 Soldaten waren hier zeitgleich stationiert. Militärs aus über einem Dutzend Ländern wurden  militärisch für den Kampf gegen den "Weltimperialismus" ausgebildet. Andererseits entwickelte sich Prora zu einem gewichtigen Ort der Opposition. Die im Bereich der heutigen Jugendherberge einst stationierten sog. Bausoldaten gehörten zu den Wegbereitern der Friedlichen Revolution.

Armeestandort Prora

Die Nationale Volksarmee hatte eine nach außen stabilisierende und nach innen disziplinierende Funktion. Sie war eine der wichtigsten Stützen des SED-Regimes. Das Militär sowie paramilitärische Institutionen prägten den Staat und das Leben der Bürgerinnen und Bürger sehr viel stärker, als das in der Bundesrepublik der Fall war. Prora gehört zu den wichtigsten Orten der heimlichen Aufrüstung in der DDR. Deren Aufstieg und Fall war auf das Engste mit den Geschehnissen in den Proarer Kasernen verknüpft. 

Ab den 1950er bis Ende der 1970er Jahre waren große Kampfverbände (Motorisierte Schützen, Artillerie (bis 1969), Panzer (bis 1964) und Fallschirmjäger) in Prora stationiert. In den 1970er Jahren änderte sich die Bestimmung hin zu militärischen Schulungseinrichtungen (Technische Unteroffiziersschule, später Militärtechnische Schule in den Blöcken II und III, Offiziershochschule für ausländische Kader Block IV). Hinzu kam in Block V der Bereich Militärtransportwesen und die Baueinheit II mit dem größten Standort für Waffenverweigerer (Spaten- bzw. Bausoldaten). Zudem gab es in Block I über alle vier Jahrzehnte hinweg ein Ferienheim für verdiente Militärs im In- und Ausland. 

Zur militärischen Ausrüstung der Garnison Prora gehörten um 1980 etwa 150 Schützenpanzerwagen, 140 Panzer, 54 Haubitzen, 54 Flugabwehrkanonen, zwölf Flugabwehrraketen, 250 LKW und 150 Spezial-Kraftfahrzeuge.

Einige der Panzer- und Werkstatthallen blieben erhalten und wurden nach der politischen Wende für zivile Zwecke umgenutzt. 

Bis zum Umbau der Kaserne zur modernen Hotel- und Wellnessanlage konservierten die Gebäude zahlreiche Spuren aus den letzten beiden Jahrzehnten der DDR. Die Öffentlichkeit interessierte sich wenig dafür. Die Nachwendegesellschaft deutete diese Spuren oft aus einer Mischung von Unwissen und Verdrängung als „NS-Relikte“. 

Der zu DDR-Zeiten erfolgte Innenausbau sowie die aufgetragene braungraue Rauputz fielen nicht unter die denkmalpflegerischen Vorgaben, sodass die Gebäude einen gewichtigen Teil ihrer Geschichte verloren.

Block I

Die Bezeichnung I erhielt der Block aufgrund des nach Kriegsende abgetragenen südlichsten Flügels (=Blocks) der Anlage. Der sog. Block I war bei Kriegsende ein unfertiger Rohbau des geplanten KdF-Seebades Rügen. Parallel zum Wiederauf- und ausbau des benachbarten Blocks II für militärische Zwecke entstand in den drei nördlichsten Lichthöfen ein Lazarett für erkrankte Soldaten (Sanitätsbataillon der 8.Motorisierten Schützendivision).

Block II

Zu den großen Regimentern, die in Prora stationiert waren, gehört das Motorisierte Schützenregiment (MSR-29), das 1956/57 aus der Kasernierten Volkspolizei hervorging. Es war zunächst überwiegend in Block II und im südlichen Teil von Block V untergebracht. Block IV belegte es erst ab 1964, zu erklären mit dem Freiziehen des Block II zugunsten der Militärtechnischen Schule.

Block III

Nach Kriegsende ließ die SED-Führung Block III zum Militärobjekt ausbauen. 1956 entstand hier aus der Kasernierten Volkspolizei das Artillerieregiment 16 der 8. Motorisierten Schützendivision. In dessen Reihen diente auch der SED-Politiker und kurzzeitige SED-Generalsekretär und Staatsratsvorsitzende der DDR, Egon Krenz, der 1960 als Unterleutnant der Reserve entlassen wurde.

Block IV

Auch der heute sog. Block IV wurde erst nach dem Krieg baulich vollendet und konnte somit im Unterschied zu den nördlichen Ruinen bzw. deren Torsos (Blöcke IV und VII) problemlos Teil des heute entstehenden Seebades werden.

Block V

Wie kein anderer der im Stalinismus ausgebauten Blöcke des Kolosses von Prora verkörpert Block V Aufstieg und Niedergang der DDR (1949-90). Die Geschichte dieses Blockes spannt den Bogen von der heimlichen Aufrüstung zur Friedlichen Revolution.