TH 4-3 (Düne-Avida)
In diesem Trakt des Blocks II zeugten bis zur Entkernung im Rahmen der 3. Bauphase (Sanierung ab 2012) des Blocks etliche Spuren von einem Ort im Kalten Krieg. In der nach dem Krieg ausgebauten sogenannten Liegehalle führte im 2. OG eine unauffällige schmale, mit Eisengitter verriegelbare Tür in einen abgeschirmten Trakt hinein. Spuren technischer Installationen ließen sich in diesem Abschnitt ebenso finden wie die Klebspuren eilig abgenommener Buchstaben, die vom Charakter der Räume kündeten. Die Geschichte dieses nachrichtendienstlichen und -technischen Bereichs ist bis heute unerforscht geblieben. Es scheint so, als halten sich gewisse Kräfte bis heute an die Parole: „Die Wahrung von Geheimnissen ist unsere vordringlichste Aufgabe.“.
Im Parterre befand sich über rund 35 Jahre hinweg ein Speisesaal, der in den 1980er Jahren den höheren Diensträngen vorbehalten war. Daran anschließend (Avida- Avella) befand sich ein großes Lebensmittellager, das noch im Jahr 2014 die Öffnungszeiten der 1980er Jahre bekannt gab. Daran schloss sich im folgenden Hof der große Speisesaal der Militärschüler an.
Bauliche Entwicklung Häuser Düne, Avida und Avella
Ausbildung für innerdeutsche Grenze
Wenige Meter vor dem Geheimtrakt befand sich im Bereich des heutigen Hauses Avida seeseitig ein Klubraum bzw. ehemaliges Traditionskabinett der Fachrichtung Pioniertechnik. Nur wenige Ausstattungselemente blieben bis 2014 erhalten – darunter das inzwischen ebenfalls entfernte Wandbild „Friedenssicherung – unser Klassenauftrag“ mit dem Brandenburger Tor. In der Nachwendezeit wurde die Botschaft „Stasi“ auf das Gemälde gesprüht, während ansonsten, bedingt durch die einseitigen Informationen, meist die KdF-Bad-Planung Thema der Wandschmierereien waren. In diesem Bereich, den ein beeindruckend langer, unübersehbarer Kasernengang verband, wurde unter anderem für die Sicherung der innerdeutschen Grenze ausgebildet. Die Unterkunftsräume für sechs bis acht Personen veranschaulichten, dass hier, wie in der gesamten Prora-Anlage, keines der geplanten KdF-Zimmer je zur Vollendung kam.
Im Treppenhaus des heutigen Hauses Avida fand sich zu den oberen Etagen hin die Parole „FDJ’ler seid vorbildlich in der Dienstdurchführung“. Sie deutete auf die Ausbildung junger Menschen im Sinne der Erziehung „sozialistischer Persönlichkeiten“ zwecks Stärkung der DDR nach innen sowie ihrer Verteidigung nach außen hin.
Zeitzeugenberichte
"September 88 bis Februar 89, habe nie wieder in meinem Leben so viel gefroren, so bescheiden gegessen, musste so weit laufen, war so dreckig, hatte solchen Hunger, so einen Muskelkater, habe so viel geflucht... und doch eine der schönsten Erinnerungen in meinem Leben."
„März 1983, gegen 05:00 Uhr. Es regnet ein wenig und es ist einfach nur kalt. Der Sonderzug aus dem Süden der DDR erreicht nach ca. 15 Stunden Fahrt die kleine Haltestelle. Prora Ost auf der Insel Rügen. Ein paar hundert junge Männer steigen bzw. fallen aus dem Zug und schauen sich verwundert um. Der Kopf von der Abschiedsparty mit den zurückgelassenen Freunden brummt heftig. Wo sind wir hier gelandet? Einige Uniformierte versuchen irgendwie Ordnung in die Menge zu bringen. Mit den Dienstgraden und Kommandos können die Jungs noch nicht viel anfangen - noch nicht. Einige lachen und scherzen - noch. Nach einem ca. 15 minütigen Marsch erreicht die Horde das Hauptkontrolldurchlass KDL. Noch ist es für die meisten einfach nur ein großes Tor - mit einer schwer bewaffneten Wache. Aha, dass ist also eine Kalaschnikow... Nach einem weiteren zehn Minuten-Marsch und dem Durchqueren eines kleinen Wäldchens gelangen die jungen Männer auf die Regimentsstrasse ... und da erschlägt es sie. Vor ihnen liegt ein ca. fünf Kilometer langes Gebäude - Der Koloss von Rügen - PRORA. Viele Legenden, viele Grüchte und .... Angst. Hier beginnen meine Erinnerungen an die achtjährige Dienstzeit in der MTS Prora.
„Wer zu DDR-Zeiten sein Studium abbrach und somit Partei und Regierung enttäuschte, erhielt eine Hochschulsperre. Die sich erst erledigte, wenn der Betreffende sich in der sozialistischen Produktion bewährt hatte oder in der NVA. Ich entschied mich für letztere Variante und machte eine „tolle“ Zeit mit, fast wie im Tollhaus, gut 1000 Tage. In Prora beispielsweise. Die dort im einstigen KdF-Koloss untergebrachte Schule für angehende Unteroffiziere lehrte uns das Kriegshandwerk. Und die Notwendigkeit des unbedingten Gehorsams. Etwa wenn der Spieß am späten Abend befahl, sein Motorrad in die fünfte Etage unserer Unterkunft zu tragen, damit er einen motorisierten Stubendurchgang machen konnte. Pech nur für renitente Uffz.-Schüler. Die nämlich mussten – mit einer Zahnbürste bewaffnet – auf allen Vieren dem Motorrad hinterher kriechen, um die Bremsspuren auf den geriffelten Fußbodenfliesen zu beseitigen. Was so einfach nicht war, wie ich aus eigener Erinnerung noch weiß.