TH 8-7 (Flora-Natura)
Vom heutigen Haus Verando führten mehr als 100 Meter lange Flure bis zu diesem Abschnitt, in dem Lehr- und Lektionssäle installiert waren. Im Parterre befand sich der Lesesaal der Militärbibliothek. Heute sind zwei Etagen zu Komfort-Suiten umgestaltet. Vorrangig in den heutigen Häusern Flora und Natura wurde 1969 die Fachrichtung V der Militärtechnischen Schule (Kfz-Technik) eingerichtet. Das war gleichzeitig der Ausbildungsbeginn von Instandsetzungsgruppenführern und Schirrmeistern. Im Zuge der Profilierung der Schule kam die Heranbildung von Berufsunteroffizieren zu Meistern für Kfz-Technik und ab 1. September 1979 die Ausbildung zum Fähnrich und Ingenieur des Kfz-Dienstes hinzu. Unteroffiziere und Fähnriche des Kfz-Dienstes sollten in die Lage versetzt werden, die Einsatzbereitschaft der Kfz-Technik zu gewährleisten und Armeeangehörige an der Kfz-Technik unter Werkstatt- und Geländebedingungen auszubilden.
Bauliche Entwicklung der Häuser Flora, Natura und Aurum
Viele Unteroffiziere auf Zeit zugunsten eines Studienplatzes
Viele junge Männer, die sich zum Zwecke eines gesicherten Studienplatzes für den dreijährigen Unteroffiziersdienst verpflichtet hatten, lernten hier innerhalb eines halben Jahres mit der Technik umzugehen. Eine solide Fahrausbildung versetzte den Absolventen in die Lage, die Technik seines Verantwortungsbereiches effektiv zu nutzen. Darüber hinaus wurde in ausgewählten Verwendungen ausgebildet, etwa an Hebezeugen, vorrangig an Autodrehkranen.
Der Fachrichtung stand eine umfangreiche Basis mit einem Technischen Ausbildungszentrum, einem Hebezeug- und Fahrausbildungszentrum sowie 13 für die Spezialausbildung ausgerüstete Kabinette und Lehrklassen zur Verfügung. Die Ausbildung erfolgte vor allem am KrAZ 214, Ural 375D, W50, L 60, Tatra sowie verschiedenen Kränen und Werkstattwagen in- und ausländischer Produktion.
In den letzten Jahren der Einrichtung wurden ausgebildet:
- Ingenieure des Kfz-Dienstes in einem zweijährigen Direktstudium bzw. in einem einjährigen Lehrgang von Berufsunteroffizieren, die über ausreichende praktische Erfahrungen verfügen und bereits einen Meisterlehrgang absolviert haben
- Meister für Kfz-Technik in einem 3 1/2 monatigen Lehrgang von Berufsunteroffizieren, die über Erfahrungen einer mindestens zwei- bis dreijährigen praktischen Tätigkeit verfügen
- Instandsetzungsgruppenführer und Militärspezialisten durch eine 6-monatige Heranbildung zum Unteroffizier (zumeist Jugendliche, die sich zugunsten eines Studienplatzes zu einem dreijährigen Dienst in der NVA durchgerungen hatten.)
Zeitzeugenbericht
„Nach der Einberufung, wie in allen Bereichen 6-wöchige Grundausbildung ohne Urlaub usw., begann die Ausbildung in verschiedenen Waffengattungen, beinhaltend ein Facharbeiterabschluss, in meinem Fall im Bereich KFZ/Hebezeugführer, den Abschluss als KFZ Mechaniker und bei Hebezeugführerausbildung den Abschluß mit Hebezeugführerpaß für sämtliche Hebezeuge. Demzufolge fing dann eine ziemlich komprimierte strenge theoretische und praktische Ausbildung an. Der Lehrgang dauerte in normalen Lehrgängen sechs Monate und bei komplexeren Gattungen z.B. Funkern zwölf Monate mit anschließenden Facharbeiterabschluss. Man muss aber sagen, und das ist erwiesen, dass die fachlichen Ausbildungen hochwertig waren und die Abschlüsse mit die ersten anerkannten nach der Wende waren. Es wurde aber natürlich die politische Bildung („Rotlichtbestrahlung“) nicht vergessen. Diese war immer der Alptraum: vier Stunden AWG (Allgemeine wissenschaftliche Grundausbildung). Diese wurde immer in Kompaniestärke in einem Saal hinter der Turnhalle abgehalten. Der Eingang war hinten neben dem ehemaligen Militärgefängnis durch das Säulenportal. (...) Es war zu meiner Zeit sehr gut spürbar, dass viele Unteroffizierstellen und Ausbilderstellen unbesetzt waren. Dann hieß es Selbststudium oder wieder stundenlang AWG-Unterricht, Polit‘s gab es scheinbar immer genug. Es war aber auch auf der Kompanie zu merken, dass diese unter den Vorgesetzten auch nicht sehr beliebt waren.“
Ein Unteroffizier auf Zeit Frühjahr 1989 (DenkMALProra)